Vorgestern bat mich eine Freundin aus Deutschland, die eigentlich aus der Ukraine stammt, ob ich nicht bei einer Bekannten von ihr ein Rezept abholen kann, um es einer anderen Freundin von mir zu bringen. Die zweite Freundin fährt zufällig nach Polen, wo mit dem Rezept ein Leukämie-Medikament geholt werden kann, das es in der Ukraine nicht mehr gibt (ich hatte darüber geschrieben).

In der Ukraine kommt es sehr oft zu solchen „Anfragen“, ob jemand „zufällig“ von A nach B fährt und etwas mitnehmen oder erledigen kann. Ich nenne das „ukrainische Logistik“, die sehr gut funktioniert – selbst über Landesgrenzen.

Heute war ich dann eine neue Brille besorgen, da ich die alte noch vor meinem Umzug in die Ukraine in Deutschland machen lies. Dazu war ich bei „Fielmann“, den es auch in Kiew gibt.

Allerdings stieg ich in den falschen Bus ein und fuhr erst einmal eine Station, um dann zu einer anderen Haltestelle zurückzulaufen, wo ich Platz im richtigen, aber total überfüllten Bus fand – Rushhour.

Endlich bei dem Geschäft angekommen, fiel wohl erst nicht auf, dass ich Ausländer bin. Doch nachdem ich die Augenärztin immer wieder bat, bitte zu wiederholen, was sie denn meinte, wurde ihr klar, dass sie es mit einem Ausländer zu tun hatte. Sie wollte seriös und ernst wirken, aber meine Hilflosigkeit, über die ich selbst lachen musste, zauberte ihr mit der Zeit erst ein Lächeln ins Gesicht und schließlich lachte sie tatsächlich mit.

Zu guter Letzt traf ich mich mit einer weiteren Freundin, um Euros zu „kaufen“. In einer Bank meinte man zu uns, dass es nur möglich ist 100 Euro/Tag zu tauschen. Diese Devisenbeschränkung wurde vor längerer Zeit eingeführt. Die Dame in der Bank meinte dann auch noch, dass sie gar keine Euros hätten.

In einer Wechselstube, die auf unserem Weg lag, fragten wir, ob sie Euros hätten. Da es im Zentrum war und Abends, waren dort Euros vorrätig (was mir sonst eher selten passierte). Auf die Frage, wie viel sie uns verkaufen können, kam die Gegenfrage, wie viel wir denn bräuchten. Die genannte Summe wurde problemlos gewechselt. Ob die Beschränkung noch gilt oder doch aufgehoben wurde, ist mir jetzt nicht bekannt; dass es sie einmal gab, wusste ich.